„Alles Okay“ von Nina LaCour
handelt nicht nur vom Erwachsenwerden, dem Abschließen mit der Vergangenheit, Liebe und Freundschaft, sondern auch (und vor allem) von der Einsamkeit.

Marins Einsamkeit, um genau zu sein. Denn sie ist geflohen. Hunderte Kilometer. Nicht vor Krieg, nicht vor Hunger und nicht vor einer Naturkatastrophe, sondern vor allem, was war. Vor der Erinnerung an ihren toten Großvater, vor ihrem ehemaligen Zuhause, welches sie nun mehr als nur in Frage stellt, vor ihrem alten Ich und ihrer ehemaligen Freundin Mabel.
Doch als eben diese dann plötzlich vor ihrer Tür auftaucht, mit ihrem Lächeln, ihrem Leben und all den Bildern in Marins Kopf, die sie nie wiedersehen wollte, wird es immer schwerer, die Vergangenheit zu vergessen und zu ignorieren.
Schnell wird Marin klar, dass sie eine Wahl hat. Dass sie selbst entscheiden darf, wie es für sie weitergeht, auch wenn es ihr schwerfällt. Wie möchte sie leben?
Allein, abgeschottet von der Welt, oder mit Mabel, obwohl nie wieder so werden wird, wie früher.
Sie nimmt uns mit auf die Reise in sich selbst, zu ihren poetischen Gedankenströmen, ihren Ängsten und Hoffnungen und zeigt uns, dass es immer noch eine Chance gibt, immer noch ein Licht, das leuchtet, um uns aufzunehmen, immer noch Freunde, die auf uns warten.
Und immer noch die Vergangenheit, die wir akzeptieren müssen, denn wenn wir weglaufen, wird sie uns einholen.
Man kann nicht sagen, dass es nur ein Motivationsbuch ist. Vielmehr geht es tatsächlich um eine Person, mit ihrer Kindheit, ihren Erinnerungen, ihren Ängsten und ihren Freunden, aber eben auch mit ihren Hoffnungen.
Und um die Wahrheit. Egal, wie oft es eine Lüge ist, „Alles okay“ zu sagen: Es geht doch immer noch um die Wahrheit.
Und genau diese Wahrheit möchte ich jenen ans Herz legen, die Hilfe brauchen und auch jenen, die Solche verstehen möchten.

Spannungsbogen: 5/5
Trotz langer Gedankengänge wurde die Spannung stets aufrechterhalten. Auch die Sprünge von der Gegenwart in die Vergangenheit waren genau an den richtigen Stellen eingebaut.
Idee: 4/5
Die Idee der Geschichte kann ich in einem einzigen Wort zusammenfassen: Großartig. Jedes Detail wirkte komplett aufeinander abgestimmt – bis auf Marins Vater, welcher in keinem Satz erwähnt wurde. Ich hätte gerne etwas mehr über ihn erfahren.
Charaktere: 5/5
Die Charaktere waren sehr authentisch und sie alle sind mir sehr ans Herz gewachsen – jeder auf seine eigene Art.
Länge: 4/5
Um schnell zum Punkt zu kommen: Das Ende hätte für mich etwas länger und ausführlicher sein können, sonst fand ich die Länge allerdings perfekt gewählt.
Schreibstil: 5/5
Ich finde es einfach nur bewundernswert, wie die Autorin allein durch Satzbau, Wortwahl und einige Stilmittel den Charakter der Hauptfigur perfekt zur Geltung kommen lässt und auch die Zweifel und die Gedanken sehr gut da legt.
Meine Meinung:
Ein wundervolles Buch mit einer phantastischen Botschaft und zurecht ein Träger der 5-Sterne-Marke.
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Titel: „Alles Okay“
Autorin: Nina LaCour
Verlag: Carl Hanser – Verlag
Altersempfehlung: Ab 14
So bin ich an dieses Exemplar gekommen: Über die KIMI-Lesejury
Sagt ihr auch so oft „Alles okay“, ohne es ernst zu meinen?